Warum „Psychische Gesundheit“ ein unsexy Begriff ist – und wir genau das ändern müssen

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Psychische Gesundheit klingt unsexy - und das mag sich für dich nun seltsam anhören, aber wir zeigen dir die Hintergründe!

Hand aufs Herz: Wer bekommt beim Begriff „psychische Gesundheit“ leuchtende Augen? Wer denkt an Freiheit, Lebensfreude, Mut? Die meisten zucken eher innerlich zusammen: Klingt nach Problem, nach Defizit, nach etwas, das man besser für sich behält. Oder es klingt irgendwie nach Klinik und Krankheit. Kommt dir das bekannt vor?

Doch warum ist das so? Warum ist „psychische Gesundheit“ ein gesellschaftliches Mauerblümchen? Und wie können wir das ändern?

Hier sind acht schonungslose, überraschende und systemkritische Gründe, warum „psychische Gesundheit“ ein Imageproblem hat und warum es Zeit ist, das zu ändern.

1. Der Begriff klingt nach Krankheit, nicht nach Gesundheit.

„Psychische Gesundheit“ wird viel zu oft über das definiert, was sie nicht ist: keine Depression, keine Angststörung, kein Burnout. Keine Diagnose. Und Schublade.

In unserer dichotomen Gesundheitslogik heißt das: Wer nicht krank ist, ist gesund. Punkt.

Doch das ist falsch und soziologisch hochproblematisch. Gesundheit ist kein statischer Zustand, sondern ein dynamisches Kontinuum. Niemand ist immer nur „gesund“ oder „krank“. Wir alle bewegen uns ständig dazwischen – je nach Lebensphase, Situation, Verfassung und Ressourcen. Aber genau das spiegelt der Begriff nicht wider. Er klingt wie ein medizinischer Endpunkt und nicht wie ein lebendiger, individueller Prozess.

Wir bieten dir direkt eine deutlich griffigere Definition von psychischer Gesundheit und zugleich unsere Aufteilung des Kontinuums in verständliche Phasen, damit du psychische Gesundheit deutlich lebensnaher verstehen kannst!

2. Wir leben in einer Körperkultur, nicht in einer Seelenkultur.

In unserer Gesellschaft ist die „sichtbare“ Gesundheit das Maß aller Dinge.

Muskeln, Ausdauer, Körperfettanteil sind messbar und (vor-)zeigbar. Denke nur an die modernen Smartwatches, die dir dein biologisches Alter anzeigen wollen.

Psychische Gesundheit dagegen? Unsichtbar. Nicht instagrammable. Glitzernde Vorher-Nachher-Fotos eher schwierig.

Menschen neigen psychologisch dazu, sich mit körperlicher Gesundheit eher zu identifizieren (Sport, Ernährung) als mit psychischer. Der Begriff „psychische Gesundheit“ triggert unbewusst Schatten, Schwächen oder Versagensangst. Dadurch wird der Begriff emotional unbequem.

Soziologisch betrachtet ist das fatal: Was nicht sichtbar ist, findet gesellschaftlich kaum Beachtung oder Anerkennung. Wer für seine Psyche sorgt, macht das leise, im Verborgenen und darum oft sogar mit Scham.

3. Medien machen’s kaputt.

Was früher totgeschwiegen wurde, wird heute medial inflationär und oberflächlich ausgeschlachtet. Und ja, wir meinen es so, wie wir es sagen: Influencerinnen und Influencer diagnostizieren sich auf TikTok, Podcasts verpacken Pathologie in Pointen, und Mental Health wird zur Clickbait-Schlagzeile.

Begriffe wie „Selfcare“, „toxisch“, „inneres Kind“ oder „Narzissmus“ werden zu Lifestyle-Elementen. Die Tiefe geht verloren, und mit ihr das Vertrauen in den Begriff „psychische Gesundheit“.

Medienwissenschaftlich ist das kein Zufall: Aufmerksamkeit gibt es für das Extreme, Skandalöse und Drama. Das Alltägliche, Starke und Präventive findet kaum statt. So entsteht ein verzerrtes Bild:

„Psychische Gesundheit“? Klingt wie ein weiterer Marketingtrend. Und das ist tragisch. Denn das mediale Framing beschädigt den Begriff noch weiter, statt ihn zu stärken.

4. Der Begriff wurde von der Moralisierung gekapert.

„Du ziehst die Gruppe runter! Willst du nicht mal meditieren?“
„Das ist toxisch.“
„Selfcare-Zeit ist wichtig – Wein, Netflix, Badewanne!“

Was als Einladung zur Selbstfürsorge begann, wurde zum sozialen Korrektiv. Wer sich nicht permanent optimiert, reflektiert und reguliert, macht irgendwas falsch. Und wer heutzutage falsche Worte benutzt, falsche Fragen stellt oder überhaupt Fragen stellt, ist direkt übergriffig. Das Narrativ ist längst aufgebaut auf der Verbreitung von Angst, auf der Verstärkung von Scham und der Dominanz von zwischenmenschlicher Distanz.

Kein Wunder, dass sich viele entziehen.

5. Unser Gesundheitssystem denkt in Störungen, nicht in Potenzialen.

Unser gesamtes System ist auf Pathologie ausgerichtet. Es fragt nicht: „Was hält dich gesund?“ Es Fragt: „Wie krank bist du?“

Kassen zahlen für Diagnosen, nicht für Prävention. Kosten werden für Therapie übernommen, nicht für Selbstwirksamkeit. Wir können uns freuen, wenn inzwischen für Prävention anteilig die Kosten getragen werden. Was lohnt sich also für Krankenkassen mehr? Die Reparatur. Nicht das Wachstum.

Solange psychische Gesundheit kein gesellschaftliches Ziel, sondern nur ein medizinischer Zustand ist, bleibt sie unsexy und unterfinanziert. Daraus entsteht ein Teufelskreis: Was nicht als wertvoll gilt, wird nicht gefördert.

6. Wir haben verlernt, uns selbst zu spüren.

In einer Welt voller Ablenkung, Optimierung und Vergleich wissen viele Menschen gar nicht mehr, was sie wirklich fühlen. Die Aufmerksamkeitsspanne ist unterirdisch, die Fähigkeit zur Introspektion sträflich vernachlässigt, ja sogar verkümmert.

Psychische Gesundheit? Klingt nett – aber was genau ist das eigentlich für dich?

Wer den inneren Kompass verloren hat, sieht den Begriff „psychische Gesundheit“ wie einen Bahnhof ohne Plan: Schön, dass er da ist. Aber wohin soll die Reise gehen?

Das ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches: Wir fördern kaum Gesundheitskompetenz, sondern erwarten Anpassung.

Und wir gehen noch einen Schritt weiter:

Unsere Gesellschaft ist nach außen orientiert. Wir leben in einer Welt der:

  • Selbstdarstellung statt Selbstreflexion
  • Leistung statt Lebenssinn
  • Reizüberflutung statt Ruhe

Die Fähigkeit zur Introspektion braucht Stille, Raum und Zeit. Alles Dinge, die im Alltag kaum vorgesehen sind.

Introspektion – der ehrliche und bewusste Blick nach Innen ist ein Kernelement von MindShift, unserem Programm, das dir lebensnahe und wirksame Prävention für deine psychische Gesundheit zeigt. Schau auf unserer MindShift-Seite vorbei und sichere dir deinen Platz im nächsten Durchlauf. Aktuelle Daten sind immer im Programm zu finden.

7. Die Sozialisierung spielt gegen uns.

„Reiß dich zusammen.“
„Indianerherz kennt keinen Schmerz.“
„Wer stark ist, braucht keine Hilfe.“

Viele Menschen (Männer übrigens überproportional) wurden mit Rollenbildern sozialisiert, in denen Emotionen und psychische Prozesse nichts zu suchen hatten.

Wer heute über psychische Gesundheit spricht, kratzt oft an einem jahrzehntealten Fundament aus Scham, Abwehr und Verdrängung.

Der Begriff ist historisch vorbelastet und braucht dringend eine Imagekorrektur.

Soziologisch zeigt sich: Wer von der Norm abweicht, wird schnell ausgegrenzt. Das betrifft besonders marginalisierte Gruppen, die ohnehin wenig Zugang zu Unterstützung haben.

8. Tiefgang? Fehlanzeige.

Wir reden über Diagnosen, über Symptome und über Maßnahmen. Aber kaum jemand fragt:

Was bedeutet ein seelisch gesundes Leben überhaupt?

Was macht uns als Menschen aus – jenseits von Funktionieren, Arbeiten und Pflichten erfüllen?

Und wer danach fragt, landet oft in der esoterischen oder spirituellen Ecke und wird belächelt.

Psychische Gesundheit bedeutet nicht nur, „nicht krank“ zu sein, sondern:

  • Sinn zu erleben
  • Verbundenheit zu fühlen
  • sich selbst wirksam zu erfahren
  • einen Platz im Leben zu haben

Wir brauchen wieder mehr Sehnsucht nach echtem Wohlbefinden statt Angst vor psychischen Störungen.

Fazit: Psychische Gesundheit muss wieder sexy werden.

Sexy im Sinne von erstrebenswert. Von: „Ich will das auch!“ – nicht: „Oh je, hoffentlich passiert mir das nie.“

Wir bei Arenus glauben: Der Begriff braucht einen Neustart. Eine Re-Definition. Einen Perspektivwechsel. Denn wer psychische Gesundheit nur durch die Brille der Krankheit sieht, verpasst ihr eigentliches Potenzial.

Lasst uns gemeinsam dem Begriff eine positive, lebendige und attraktive Bedeutung geben!

Denn: Psychische Gesundheit ist nicht das Ziel. Sie ist der Weg. Und der darf sich gut anfühlen.

Wir danken Dir für Deine Zeit und Aufmerksamkeit!

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