Die vier Phasen der psychischen Gesundheit – und warum du sie kennen solltest

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Die meisten Menschen denken, psychische Gesundheit sei wie ein Lichtschalter: entweder an oder aus. Entweder bist du „psychisch gesund“ oder du bist „psychisch krank“. Diese Dichotomie führt dazu, dass Vorurteile und Stigmata aufrechterhalten bleiben und viele sich erst dann Hilfe holen, wenn sie gar nicht mehr können. Und alle, die irgendwie „noch funktionieren“, denken, sie müssten gefälligst klarkommen. Das ist nicht nur falsch, es ist auch gefährlich! Denn psychische Gesundheit ist ein dynamischer Zustand – er verändert sich ständig. Und das ist normal.

Psychische Gesundheit ist ein individueller und anhaltender Erlebens-Prozess (und das zeigen wir dir in diesem Artikel). Das heißt, es gibt kein schwarz/weiß, sondern ein großes Spektrum, auf dem du dich dein Leben lang bewegst. Diese Definition orientiert sich am Salutogenese-Modell, welches mit Abstand das beste Erklärungsmodell ist, um den komplexen Prozess unserer Gesundheitsveränderungen zu beschreiben.

Genau das ist das Verständnis von psychischer Gesundheit, das wir in unserem Präventionskurs MindShift vermitteln. Nun bekommst du einen Einblick in die Inhalte von MindShift, denn wir zeigen dir die vier Phasen der psychischen Gesundheit, so wie wir sie in unserem Präventionskurs auch thematisieren.

Die vier Phasen der psychischen Gesundheit

Unser MindShift-Modell beschreibt vier Phasen der psychischen Gesundheit:

1) Wohlbefinden

In dieser Phase fühlst du dich innerlich stabil, zufrieden, frei, kraftvoll, handlungsfähig und mit dir im Reinen. Stress und Belastungen gibt es, aber du kannst gut damit umgehen. Du weißt, was dir guttut und setzt deine Ressourcen aktiv ein. Du spürst deine Bedürfnisse und handelst danach. Nicht aus einem Pflichtgefühl heraus, sondern weil du dich selbst ernst nimmst. Du hast Lust auf deinen Alltag, auf Begegnung und Leistung, kannst dich abgrenzen, aber auch öffnen. Du verfolgst deine Ziele, formulierst Wünsche und erfreust dich an kleinen und großen Ereignissen aus deinem Alltag.

Diese Phase zeigt sich im Gefühl von Stimmigkeit, Sinn, innerer Stabilität und Klarheit. Und sie ist die Basis, zu der du stets zurückkehren möchtest und auf die du zurückgreifen kannst, wenn es mal ruckelt.

2) Belastungsphase

Hier ist der Alltag noch machbar, aber kostet schon mehr Kraft. Vielleicht schläfst du schlechter, hast das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen und verlierst langsam die Freude an Dingen, die dir früher leicht gefallen sind. Du funktionierst noch – und das erstaunlich gut – aber innerlich bist du nicht mehr ausgeglichen.

Es gibt erste Warnzeichen: Gereiztheit, Rückzug, Müdigkeit, leichte Konzentrationsprobleme. Du bist nicht mehr in deinem eigenen Gleichgewicht, sondern fühlst dich gestresst, stehst unter Druck oder Anspannung.

In dieser Phase lohnt es sich besonders, bewusst gegenzusteuern: Pausen machen, Prioritäten setzen, drüber reden. Wenn du deine Signale ernst nimmst, kannst du oft verhindern, dass aus Stress ein Ausbrennen oder etwas noch Schlimmeres wird. Diese Phase ist ein Wendepunkt. Sie kann in beide Richtungen kippen: Zurück zum Wohlbefinden oder in Richtung Überforderung.

3) Überforderungsphase

In dieser Phase merkst du deutlich, dass deine inneren Kräfte nicht mehr ausreichen, um (wie sonst) alles alleine zu bewältigen. Du fühlst, dass dir so einiges über den Kopf wächst und spürst, dass du eigentlich nicht mehr lange kannst.

Diese Phase beginnt oft schleichend und entwickelt sich aus der Belastungsphase. Leider wird sie für viele Menschen zum Dauerzustand.

Vielleicht beschreibst du die Überforderungsphase als „chronisch gestresst“. Anspannung und innerer Druck sind längst dein Alltag. Du fühlst dich belastet, leer, müde und wie im Nebel. Du ziehst dich zurück, verlierst den Antrieb, fühlst dich sogar streckenweise frustriert bis hilflos. Kleine Aufgaben wirken riesig, doch die to-dos enden nie. Soziale Kontakte werden langsam zur Belastung, aber vermutlich ziehst du gnadenlos durch.

Viele erleben hier Anzeichen wie Schlafstörungen, Appetitveränderungen, muskuläre Beschwerden, erste Herz-Kreislauf-Beschwerden, Zunahme von Ängsten oder Unsicherheit.

Hier wird deutlich: Du bist bereits weit entfernt von deinem persönlichen Wohlbefinden. Und Selbsthilfe allein reicht vielleicht nicht mehr aus, um dich zu entlasten und die Überforderungsphase zu bewältigen. Du brauchst neue Strategien und vielleicht auch Unterstützung von außen. Doch genau hier beginnt die Chance auf echte Veränderung, wenn du hinschaust.

4) Klinisch relevantes Leiden

Diese Phase resultiert für sehr viele Menschen aus der andauernden Überforderungsphase. Doch wenn es klinisch relevant wird, ist das kein Zeichen für persönliches Versagen, sondern ein Zustand tiefer Erschöpfung und massiven inneren Leids.

Hier treten ausgeprägte Symptome auf, die eine diagnostizierbare psychische Erkrankung anzeigen können: Depression, Angststörung, Zwang, Abhängigkeit, Somatoforme Störung, Trauma, etc. Dein Zustand lässt sich zu einem klinischen Störungsbild zuordnen und die Auswirkungen lassen sich nicht länger verdrängen.

Dein Alltag ist massiv beeinträchtigt. Deine Arbeit leidet, denn deine Leistungsfähigkeit ist enorm zurückgegangen und der Alltag kostet unfassbar viel Kraft und Überwindung. Manchmal werden sogar kleine alltägliche Aufgaben nicht mehr möglich.

Oft leiden auch deine Beziehungen und dein Selbstwertgefühl. Du kämpfst vielleicht mit Selbstvorwürfen, Scham, (innerer) Isolation und Schuldgefühlen. Und dennoch, auch wenn du gerne mehr geben willst, rennst du immer wieder gegen Mauern. Mauern der Belastung, des Leidensdrucks und der Einschränkungen.

Diese Phase schreit nach Hilfe. Laut und deutlich. Sie zeigt: Dein System braucht professionelle Unterstützung. Der erste Schritt? Anerkennen, dass du hier bist und dass es individuelle Wege zurück gibt. Was du brauchst? Geduld, Zeit und einen vernünftigen und zu dir passenden Ansatz aus Therapie, sozialer Unterstützung und einer Umgebung, die dich trägt.

Fallbeispiel Manuela

Hinweis: Die Geschichte basiert auf einer realen Teilnehmerin des MindShift-Kurses. Der Name und einige Details wurden zum Schutz ihrer Identität geändert.

Manuela, 36, hat an MindShift teilgenommen. Sie dachte anfangs: „Ich bin halt einfach gestresst.“ Doch je tiefer sie einstieg, desto klarer wurde: Sie war längst in Phase 3 angekommen. Die Erschöpfung, der innere Druck, das ständige Gefühl, nicht mehr zu genügen, das Zurückziehen aus sozialen Kontakten. All das hatte sie normalisiert und erzählte sich: „Es gehört halt zu meinem Leben dazu“. In einer Übung zu den vier Phasen hatte sie ihren AHA-Moment. Sie erkannte: „Ich hab mich selbst nicht ernst genommen. Und dadurch bin ich erst recht in Phase 3 gekommen.“ Heute sagt sie: „Ich weiß jetzt, wo ich stehe. Und vor allem: wo ich hinwill.“ Sie hat ihren inneren Kompass gefunden und man könnte sagen: Heute pflegt sie eine persönliche wertschätzende Beziehung zu ihrer Gesundheit.

Dein Impuls zur Selbstreflexion

Wenn du die vier Phasen kennst, kannst du früher gegensteuern.

Du kannst aufmerksamer und feinfühliger mit dir selbst werden.

Du erkennst auch bei anderen eher, wann sie ins Straucheln geraten.

MindShift hilft dir, dich nicht nur zu analysieren und dich dadurch besser zu verstehen, sondern dich zu begleiten.

Was es dir konkret bringt:

  • Früherkennung statt Zusammenbruch: Du erkennst frühzeitig, wann du aus dem Gleichgewicht gerätst.
  • Realistischer statt pauschal „gesund/krank“: Du entwickelst ein differenziertes Bild von dir selbst.
  • Prävention durch Wissen & Verbindung statt Handeln im Krisenmodus: Du kannst besser vorsorgen, anstelle später den Weg der Intervention zu gehen.
  • Individuelle Handlungsmöglichkeiten: Du lernst passgenau entsprechend deiner aktuellen Phase zu handeln.
  • Mehr Selbstempathie statt Schuldgefühle: Du gehst mit dir selbst freundlicher und respektvoller um. Das überträgt sich auch positiv auf andere.
  • Mehr Selbstwirksamkeit: Du stärkst dein Gefühl von Kontrolle und Einfluss.
  • Mut zur Hilfe statt Angst vor Stigma: Du verlierst die Angst vor dem „Label“.

MindShift macht sichtbar, was oft diffus bleibt. Und es bringt Klarheit in ein Thema, das sonst nur in Extremen gedacht wird.

Willst du wissen, in welcher Phase du gerade bist?

Hast du Lust in dein Wohlbefinden zu investieren und dich vor Phase 3 und Phase 4 besser zu schützen?

Dann schau dir unseren MindShift-Kurs an.

Auf dich warten Selbsterfahrung, persönliche AHA-Momente und wirksame Tools, die dem Erhalt deines Wohlbefindens und der Bewältigung von Stress und Überforderung dienen!

Drei Fragen für dich zum Mitnehmen:

  1. In welcher Phase ordne ich mich gerade ein?
  2. Welche Anzeichen nehme ich bei mir wahr, die ich bisher vielleicht ignoriert habe?
  3. Was könnte ich heute noch tun, um gut für mich zu sorgen?

Du bist nicht allein auf deinem Weg. Aber du darfst deinen Weg persönlich und dadurch sinnhaft gestalten. Mit Wissen. Mit Klarheit. Und mit einer Verbindung zu dir selbst.

Wir danken Dir für Deine Zeit und Aufmerksamkeit

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