Was ist eine ambulante Psychotherapie?

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Was passiert in einer ambulanten Psychotherapie? Und was ist das überhaupt?

Ambulanten Psychotherapie – ein Wort, ein Mysterium? Oder wüssten Sie, was genau sich hinter den beiden Worten verbirgt und welche Form der „Heilmethode“ Psychotherapie ist? In diesem Artikel bekommen Sie einen Überblick.

Was ist eine Psychotherapie?

Es handelt sich um eine „Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist“. So wird Psychotherapie sei 1999 im Psychotherapeutengesetz definiert.

Eine Psychotherapie ist also richtig für Sie, wenn folgende Punkte auf Sie zutreffen:

  1. Sie leiden unter bestimmten „Symptomen“ so sehr,
  2. dass diese Ihren geregelten Tagesablauf deutlich belasten oder stören und
  3. Sie deutlich den Verlust von Lebensfreude, Wohlbefinden und Vitalität spüren, dabei jedoch bemerken,
  4. dass Sie unter enormen Druck stehen weiterhin „durchhalten und funktionieren“ zu müssen, und dennoch
  5. Ihre Lebensbereiche wie Beruf, Familie, Beziehung oder Ihr Selbstbild darunter leiden und
  6. Sie merken, dass Sie alleine mit Ihren Problemen nicht mehr zurechtkommen.

Die „Symptome“ unter denen Sie leiden, können emotional oder/und kognitiv sein. Genauso können die Symptome Ihr Erleben oder Handeln betreffen. Hier einige Beispiele:

  • Angstzustände, die Ihnen das Leben schwer machen
  • Panikartiges Erleben von intensiver Angst. Die Panik kommt entweder in bestimmten Situationen oder völlig überraschend
  • Intensive Traurigkeit oder ein Gefühl von innerer Leere
  • Deutliche Konzentrationsprobleme, Gedächtnisprobleme und fehlender Antrieb
  • Schlafprobleme
  • Selbstverletzendes Verhalten oder Probleme bezüglich Ihrer Ernährungsweise

Eine Indikation für eine Psychotherapie liegt vor, wenn der Verdacht besteht, dass Ihr Zustand auf eine psychische Störung bzw. Erkrankung hinweist.

Eine ambulante Psychotherapie dient also der Linderung, Besserung oder Heilung eines psychischen (und körperlichen) Zustandes, der Ihnen deutlich zu schaffen macht.

Wissenswert für Sie ist auch der Artikel: „Bin ich psychisch belastet?“

Was sind die Ziele einer Psychotherapie?

  • Linderung oder Überwindung einer seelischen Störung oder Krankheit,
  • Entgegenwirkung einer Verschlimmerung,
  • Grundsätzliche Linderung von Beschwerden,
  • Stabilisierung des emotional-kognitiven Zustandes,
  • Aufbau und Förderung von Ressourcen,
  • Kompetenzerweiterung im Umgang mit belastenden Situationen, Stress, etc.

Vor Beginn einer Therapie muss ein klinisch relevantes Krankheitsleiden festgestellt werden. Dies wird anhand der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD, aktuelle noch genutzte Version: ICD-10), Kapitel F, Unterkapitel F4, F5 und F6 entschieden.

Eine Psychotherapie kann erst begonnen werden, wenn eine Diagnose gestellt werden kann und ein entsprechender Antrag bei Ihrer Krankenkasse durchgewunken wird. Die Ausnahme von diesem Vorgehen ist, wenn Sie sich eine private Psychotherapie leisten und die Kosten für diese selbst tragen.

Wenn Sie unter bestimmen Problemen leiden, wie z.B. einer Beziehungskrise, Problemen am Arbeitsplatz, einer Sinnkrise oder einem Familienstreit, ist das noch kein Anlass für eine Psychotherapie. Es kann aber zum Anlass werden, wenn diese Probleme so belastend werden, dass sie einen gewissen „Krankheitswert“  erlangen ein:e psychotherapeutische Psychotherapeut:in Ihre Probleme ausreichend im Antrag vor der Krankenkasse begründen kann.

Ob eine Psychotherapie überhaupt das Richtige für Sie ist, klären Sie bereits in der psychotherapeutischen Sprechstunde oder spätestens in den probatorischen Sitzungen gemeinsam mit der oder dem Therapeut:in.

Wer darf eine ambulante Psychotherapie anbieten?

Eine ambulante Psychotherapie unterliegt in Deutschland zahlreichen Regelungen und darf nur von den folgenden Berufsgruppen durchgeführt werden:

  • Approbierte Psychologische Psychotherapeut:innen
  • Approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen
  • Folgende Ärzt:innen-Gruppen:
    • Fachärzt:innen, deren Ausbildung Psychotherapie oder Psychiatrie umfasst
    • Ärzt:innen mit Zusatz-Weiterbildung in Psychotherapie
    • Weitere Ärzt:innen, die Psychotherapie anbieten
  • Therapeut:innen mit Psychotherapie-Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz wie:
    • Diplom-Psycholog:innen mit Heilkunde-Erlaubnis
    • Heilpraktiker:innen für Psychotherapie
    • (Voll-) Heilpraktiker:innen

Diese Berufsgruppen haben eine fachliche Ausbildung, die es ihnen erlaubt Heilkunde auszuüben. Ohne die entsprechende Zulassung ist es in Deutschland verboten Dienstleistungen anzubieten, die die Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen beinhaltet.

Was bedeutet ambulant?

Eine ambulante Psychotherapie bieten Fachärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Heilpraktiker:innen in einer eigenen niedergelassenen Praxis an. Meist haben diese Fachpersonen eine Kassenzulassung, sodass die Kosten Ihrer Therapie von Ihrer Krankenkasse übernommen werden können. Einige dieser Fachpersonen leiten Privatpraxen und arbeiten unabhängig von Krankenkassen (z.B. Heilpraktiker:innen). Hier tragen Sie die Kosten Ihrer Therapie in den meisten Fällen selbst (in Abhängigkeit von Krankenkasse und Zusatzleistungen).

Ambulant bedeutet , dass Sie z.B. wie gewohnt zur Arbeit gehen, Ihren privaten Erledigungen nachgehen und zwischendurch – im Schnitt ein Mal die Woche – Ihre:n Therapeut:in in der Praxis aufsuchen.

Für eine ambulante Psychotherapie müssen Sie nicht für mehrere Wochen in eine Klinik, ansonsten wäre es eine stationäre Therapie.

Welche Formen der ambulanten Psychotherapie zahlt die Krankenkasse?

Spannend wird es, wenn Sie gesetzlich krankenversichert sind und sich wünschen, dass Ihre Krankenkasse die Kosten der Therapie übernimmt.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nach den derzeit anerkannten „Richtlinienverfahren“, da nur diese als „wissenschaftlich anerkannt“ und „wirtschaftlich“ gelten.

Auch die Gesprächstherapie gilt als wissenschaftlich anerkannt, doch die Kosten müssen noch privat getragen werden.

Was passiert in einer ambulanten Psychotherapie?

In einer Therapie schauen Sie sich gemeinsam mit der/dem Psychotherapeut:in Ihre aktuelle Situation und wenn nötig auch Ihre bisherige Lebensgeschichte an. Es werden Belastungsfaktoren, Konflikte oder traumatische Erfahrungen zusammen bearbeitet.

Entsprechend der klinischen Diagnose bzw. Ihres Zustandes und Ihrer biographischen Geschichte, werden Therapieziele formuliert. Diese Ziele können in der Verarbeitung, Bewältigung, im Ressourcenaufbau, in der Symptomlinderung und damit in der Wiederherstellung Ihrer psychischen (und körperlichen) Gesundheit und Leistungsfähigkeit liegen.

Ein wichtiger Unterschied zur psychiatrischen Behandlung liegt darin, dass in der Psychotherapie eine psychische Störung oder Erkrankung nicht mit Medikamenten behandelt wird.

Anhand der Ziele werden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet. Dabei übernimmt die/der Therapeut:in ein Stück weit die Verantwortung für Sie.

Sie können es sich so vorstellen, dass die/der Psychotherapeut:in einen Therapieplan für Sie entwickelt, um Sie bestmöglich aus Ihrem Problem heraus zu begleiten. Manche Therapeut:innen halten sich sehr streng an ihre Pläne, andere sind deutlich flexibler und arbeiten gleichberechtigt mit ihren Patienten zusammen. Dies ist von Therapeut:in zu Therapeut:in unterschiedlich und hängt auch von der jeweiligen Therapieform ab.

Wichtig zu wissen ist, dass Ihr:e Therapeut:in entsprechend handeln darf, wenn sie/er Ihr seelisch-körperliches Wohl oder das Wohl anderer Menschen gefährdet sieht. Das trifft z.B. im Falle einer akuten Suizidgefährdung zu oder wenn der Anlass besteht, dass das Wohl Dritter in Gefahr ist.

Generell gilt, dass die Psychotherapie eine wirksame Hilfe zur Selbsthilfe sein soll.

Wir danken Ihnen für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit.

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