Vielleicht hast du schon mal von ihm gehört. Philipp Mickenbecker, einer der „Real Life Guys“, war mehr als nur ein YouTuber. Er war ein Erfinder, ein Freigeist, ein Abenteurer – und ein junger Mann, der im Angesicht des Todes einen erstaunlich lebendigen Glauben fand. Ein inspirierender Mann, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankte und trotz aller Gebete schließlich daran verstarb.
So dramatisch. So hoffnungsvoll.
Seine Geschichte bewegt Millionen Menschen! Und sie wirft eine Frage auf, die unter die Haut geht: Kann Glaube wirklich ein Gamechanger für unsere mentale Gesundheit sein?
Kindheit zwischen Glaube und Langeweile
Philipp und sein Zwillingsbruder Johannes wuchsen in Bickenbach auf, einem Nachbarort von mir. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Elli lebten sie in einem gläubigen Elternhaus.
Mit dem Glauben kamen sie früh in Kontakt, fanden aber erst als Erwachsene ein klares Ja zu Jesus.
Durch die dogmatische Haltung ihrer Eltern lernten sie die Schwere des Glaubens kennen: Sonntag war Ruhetag. Für alle. Punkt. Denn der Sonntag sollte heilig sein und eben nicht für abenteuerliche Ausflüge oder Basteleien genutzt werden.
So wurde der Sonntag für Philipp und seinen Bruder Johannes ein Symbol für Langeweile, unter der sie sehr litten. Vielleicht war das einer der Gründe, warum sie Gott lange nicht als lebendig oder fröhlich erlebten, sondern als strengen Aufpasser.
Vom Regelbruch zum YouTube-Star
Später dann, in der Schule, fiel es Ihnen nicht leicht, sich in den durchaus sehr routinierten Schulalltag einzufügen.
Sie brachten mit verrückten und teilweise auch dreisten Aktionen die Schulordnung durcheinander und führten Lehrer an der Nase herum. Philipp und Johannes rebellierten und prallten an Grenzen. Oft wurden den beiden Strafen auferlegt, bis sie schließlich aus der Schule flogen.
Doch sie ließen sich nicht entmutigen und gründeten ihren eigenen YouTube Kanal mit dem Motto: Do Something! – Mach was!!Â
Auf ihrem Kanal zeigten sie ihre lebensfrohen Projekte, um ihre Freunde und Klassenkameraden zum Mitmachen zu animieren und hinter Fernseher und Spielkonsole hervor zu locken. Raus aus dem Konsum, rein ins Leben!
Mit verrückten Projekten, kreativen Bauideen und viel Lebensfreude entwickelten sie ihren Kanal immer weiter, der auch mit immer größer werdendem Freundeskreises stetig wuchs. Sie zeigten ihre verrückten Flug- und Fahr-Objekte bis hin zu teilweise kettenbetriebenen U-Booten. Alles kreiert und erschaffen in der eigenen Werkstatt.
Tragödien, Fragen, Glaube
Parallel erlebte Philipp mehr als nur eine Tragödie. Er erkrankte wiederholt an Krebs und verlor seine Schwester Elli bei einem Flugzeugabsturz.
In dieser Zeit setzte er sich intensiv mit der Frage nach Gott auseinander und streckte sich ernsthaft nach einer Begegnung mit ihm aus.  Er erinnerte sich, wie er in seiner Kindheit erlebt hatte, wie Gott immer wieder zu ihm sprach. Diese Berührung und Begegnung wünschte er sich auch jetzt.
In dieser Zeit stellte er die großen Fragen: Gott, bist du noch da? Sprichst du zu mir?
Eines Tages, während Philipp noch im Krankenhaus war, schleppte er sich völlig erschöpft zu einer nahegelegenen Kirche. Dort fand er ein Plakat mit den Worten:
Ich bin derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit.
Diese Botschaft traf genau in Philipps Herz und zeigte ihm, dass Gott auch heute noch lebt und ihn sieht. Dass Gott bis heute mit ihm persönlich spricht. Es war Philipps Wendepunkt im Glauben.
Glaube, der trägt. Trotz Krebs
Aus dieser Begegnung entwickelte Philipp eine intensive, ja lebendige Beziehung zu Jesus Christus. Sie gab ihm Halt und Fröhlichkeit in seinem Leben, obwohl der Krebs nicht sofort verschwand.
Die Erkrankung von Philipp war tückisch – der Krebs kam und wurde geheilt, doch kehrte er wieder zurück. Auch beim zweiten Mal gelang es den Krebs zu überwinden und Philipp schrieb ein Buch über seine Erlebnisse: Meine Real Live Story: und die Sache mit Gott.
Genau zur Veröffentlichung des Buches, kehrte der Krebs erneut zurück. Ein drittes Mal. Wieder ein Knoten an derselben Stelle, wie zuvor.
Philipp erkrankte zum dritten Mal, nur diesmal sollte er nicht wieder gesund werden. Und trotz der Schwere der Zeit und der dritten Runde, lebten die Real Life Guys ihr Motto „Do Something!“ mit ganzer Leidenschaft.
Sie wollten zusammen nochmal richtige Abenteuer erleben, bauten einen Bus um und reisten damit nach Irland, um intensive Gemeinschaft zu haben. In dieser Zeit erlebten sie kleine und größere Wunder: eine schnelle Busreparatur in der Einöde, sonnige Tage trotz Regenprognose und Baden in heißen Quellen.
Das wohl größte Wunder waren die Polarlichter, die sie erleben durften. Die Einheimischen versicherten ihnen: Im Sommer gibt es keine Polarlichter. Doch die Real Life Guys gebetet für das Ereignis und Gott antwortete. Philipp beobachtete die Polarlichter sogar zwei Mal. Es war für ihn ein eindeutiger Liebesbeweis Gottes.
Ein Glaube, der andere ansteckt
Philipps Freund Erik, der zuvor ohne Bezug zu Gott lebte, war so tief beeindruckt, dass er sagte: „Es ist fast unmöglich, nach all dem nicht an Gott zu glauben.“
Die Kraft, die Philipp aus seinem Glauben zog, reichte nicht nur aus, um ihn über seine Krankheit hinweg zu trösten und ihm Freude für jeden Tag zu schenken. Nein, er kümmerte sich vielmehr um seine Mitmenschen und auch um Tiere.
Philipp glaubte bis zum Ende an Heilungswunder und beauftragte daher ein Team von Filmemachern, ihn während der dritten Krankheitsphase mit der Kamera zu begleiten. Sie filmten vier Monate seines Lebens, bis er schließlich friedlich und umgeben von seinen engsten Vertrauten im Krankenhaus starb.
Spiritualität ohne Maske
Drei Mal an Krebs zu erkranken war heftig und nur schwer auszuhalten. Für Philipp und für seine Liebsten. Für alle war dies eine seelische Belastung. Doch gemeinsam stützten sie sich, sprachen sich Mut und Hoffnung zu, trafen sich regelmäßig, beteten und erlebten Gottes Gegenwart ehrlich und intensiv.
Für Phillip war es klar und für seine Freunde gilt bis heute: sie werden sich in der Ewigkeit wiedersehen und brauchen keine Angst vor dem Tod zu haben.
Ich denke, es ist selbsterklärend, dass so ein lebendiger Glaube eine immense Stärkung für die seelische Gesundheit darstellt. Es ist heilsam, wenn Angst nicht die Hauptrolle spielt, sondern Hoffnung, Freude und gegenseitige Wertschätzung.Â
Philip nutzte die Kraft des Glaubens in Zeiten der Krise, um in die Tiefe zu wachsen. Manch anderer hätte sich vielleicht im Schmerz und Selbstmitleid vergraben. Oder hätte die Hässlichkeit einer solch schrecklichen Krankheit verdrängt, hätte sich zurückgezogen und versteckt, damit der Schmerz und die Wunden von niemanden gesehen werden. Jemand anderes hätte vielleicht resigniert.
Doch Phillip verdrängte nicht und setzte kein künstliches Dauergrinsen auf, sondern lebte eine gesunde Spiritualität: er mutete Gott seine tiefsten Zweifel und Schmerzen sowie Sehnsüchte und Hoffnungen zu. Er schüttete ihm sein Herz aus und hielt nichts zurück. Er ging in eine bewusste Beziehung und Auseinandersetzung. Und bekam Trost, Frieden, neue Kraft.
Was wir von Philipp lernen können
Ich bin sicher, dass diese Haltung zum Glauben Philipp geholfen hat, immer wieder an einen Punkt zu kommen, an dem alles, was zwischen ihm und Gott stand, ausgeräumt war. An dem Gott ihn berühren und neu erfrischen konnte.
Wenn man diese Geschichte liest oder sich erzählen lässt (z.B. über die von Philipp selbst eingesprochene Version seines Buches bei Spotify), kann die Frage aufkommen: „Was kann ich von seiner Haltung und seinem Umgang mit Gesundheit lernen?“
Was ist das genau, dass ihm geholfen hat, bis zum Ende immer wieder ein Lächeln auf den Lippen zu tragen?
Ich bin überzeugt, dass es der Blick ist auf ein größeres Ganzes.Â
Das Wissen, dass Gott mit ihm auf dieser Welt ein Zeichen gesetzt hat. Von seiner Güte und Treue, um andere zu inspirieren und den Schritt zu wagen: den Weg des Glaubens zu gehen.
Ich bin auch überzeugt, dass es sich lohnt für die eigene physische oder auch psychische Gesundheit an einen guten Gott zu glauben, der sich in der Bibel offenbart. Denn der Glaube gibt ein tiefes Gefühl von Sinn, Vertrauen und Rückhalt. Selbst die Wissenschaft kann nicht abstreiten, dass der Glaube einen wahren Schutzfaktor für die psychische Gesundheit haben kann.
Und das Schönste ist: in der wertschätzenden Atmosphäre von Freude, Annahme und Frieden können wir erst so richtig unsere Gaben und Interessen ausleben. Genau das lässt uns lebendig fühlen. Frei nach dem Motto „Do Something!“
Ich danke Dir für Deine Zeit und Aufmerksamkeit!Â
Anja Schäfer, Autorin dieses Beitrages und Dozentin der Arenus Akademie